Dank DNA-Spuren auf einem Werkzeug kann ein Rumäne, der in Sevelen (SG) einen Bankomaten überfallen hat, in Österreich gefasst werden. Sein Komplize wird in Dänemark verhaftet.
«Bei den Bankomatüberfällen sind oft nicht die Verhöre der Tatverdächtigen aussagekräftig, sondern die DNA-Spuren und Fingerabdrücke», sagt eine erfahrene Ermittlerin. Den Beweis dafür liefert ein Fall in Sevelen (SG), ein friedliches Dorf einige Dutzend Kilometer von der Stadt St. Gallen entfernt. Der Täter, der mehrere Monate auf der Flucht ist, hat beim eindrücklichen Sprengstoffüberfall auf den Bankomaten unter Einsatz des Explosivstoffes TATP seine DNA-Spuren hinterlassen. Auf einem Brecheisen.
Am 12. Dezember 2019 zerreisst ein ohrenbetäubender Knall die Stille der Nacht. Der Bankomat wird von der gewaltigen Explosion des gefährlichen TATP völlig zerstört. Die Täter brechen den Geldtresor auf und bedienen sich. Sie fliehen mit einer Beute von 126 600 Franken. Ein paar Stunden nach der Tat finden die Ermittler in einem Gebüsch einen Schraubenzieher und zwei Brecheisen. Auf einem der Brecheisen können sie DNA-Spuren sicherstellen. Die Kantonspolizei St. Gallen stellt eine Verbindung zwischen den Werkzeugen und der Bankomatsprengung fest. Denn: Am Tatort finden sich Lack- und Rostspuren der Brecheisen.
Die Bundesanwaltschaft (BA) übernimmt den Fall, fedpol ermittelt. Mit den sichergestellten DNA-Spuren kann ein DNA-Profil erstellt werden. Dieses wird in der Schweizer Datenbank der DNA-Profile erfasst.
Doch die Suche in der Datenbank ergibt keinen Treffer. Auch mit Europol werden Informationen ausgetauscht. Resultat: Die Spuren stimmen mit einer Person überein, die von Europol bereits erfasst ist wegen krimineller Handlungen anderer Art, begangen in verschiedenen europäischen Ländern.
Die Bundesanwaltschaft stellt einen internationalen Haftbefehl aus, fedpol erfasst den Täter im Schengener Informationssystem (SIS) und schreibt ihn zur Verhaftung und Auslieferung aus.
Die DNA-Spuren auf dem Brecheisen stimmen mit einem weiteren DNA-Profil überein. Ein Komplize? Alles weist darauf hin. Dieselben Spuren können am Tatort eines Sprengstoffüberfalls vom 20. Dezember 2019 im Kanton Zürich sichergestellt werden. Auch der Komplize wird im SIS ausgeschrieben.
Die Flucht des Hauptverdächtigen endet am 19. Juni 2020 im österreichischen Bregenz. Er kann verhaftet werden, wird ausgeliefert und in der Schweiz in Untersuchungshaft gesetzt. Auch der Komplize ist inzwischen in Haft. Die dänische Polizei hat ihn bereits einvernommen, allerdings wegen eines anderen, neuen Delikts, begangen in Dänemark. Die Untersuchung läuft. Der Erfolg in diesem Fall führt nicht allein auf die guten DNA-Proben zurück. Auch die gute internationale Zusammenarbeit hat ihren Beitrag geleistet.
Wir bleiben dran.